Beschreibung
Wer heute eine Stimme hat, verzichtet auf das Wort: Er steht abseits, schweigt, macht sich hohl; überlässt die B?hne komplett einem glucksend vorüberstapfenden Truthahn.
Um die Texte der Traurigen Vergnügungen genießen zu können, ist zunächst zu ergründen, wie die Wörter im Titel zusammenpassen. Wir haben es hier mit einem offenkundigen Oxymoron zu tun, der Verbindung zweier dem Anschein nach gegensätzlicher Begriffe.
Eine Vergnügung dürfte eigentlich nicht traurig sein, ebenso wie es absurd wäre, etwas Trauriges als vergnüglich zu empfinden, ohne die banale Logik des gegenseitigen Ausschlusses zu durchbrechen. Dabei geht es hier nicht darum, die hypothetische und abstrakte Verknüpfung eines negierten Gegensatzes zu begreifen, sondern die Dynamik eines Paradoxons, das nur die Literatur und namentlich die Lyrik ausdrücken kann. Die Formel hierfür: Nur dort, wo das Vergnügliche einen elegischen Zug zu beherbergen vermag, und nur soweit in der finsteren Welt der Tristesse die Blüte der Vergnügtheit gedeiht, lassen sich Literatur und Poesie verorten. (Gabriele di Luca)